Die Entwicklung und Funktionsweise von Schalldämpfern für Schusswaffen: Ein Überblick

2024-10-31 17:08:00 / WaKa Blog
Die Entwicklung und Funktionsweise von Schalldämpfern für Schusswaffen: Ein Überblick - Die Entwicklung und Funktionsweise von Schalldämpfern: Einsatz in Polizei, Militär und Jagd

Abstract: Schalldämpfer für Schusswaffen haben seit ihrer Entwicklung einen bedeutenden Einfluss auf verschiedene Anwendungsgebiete wie Polizei, Militär und Jagd. Dieser Artikel zeigt die Geschichte der Schalldämpfer, ihre Funktionsweise und ihre Rolle in unterschiedlichen Kontexten. Ein besonderer Fokus liegt auf den technologischen Fortschritten, dem Einfluss auf die Wirksamkeit von Polizeieinsätzen und militärischen Operationen sowie den Vorteilen im Jagdbereich.

Einleitung: Die Entwicklung von Schalldämpfern für Schusswaffen begann zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Erfinder nach Wegen suchten, die Lautstärke von Feuerwaffen zu reduzieren. Diese Geräte, die auch als "Suppressoren" bekannt sind, zielen darauf ab, den Schallpegel eines abgegebenen Schusses zu dämpfen und so sowohl die Akustik als auch die Auffälligkeit des Schützen zu minimieren. In diesem Zusammenhang unterscheidet man zwischen dem zivilen Einsatz durch Jäger und Sportschützen sowie den taktischen Anwendungen durch Polizei- und Militäreinheiten.

Geschichtliche Entwicklung: Die ersten Schalldämpfer, die Serienreife erlangten, wurden in den 1900er Jahren von Hiram Percy Maxim, einem amerikanischen Erfinder, entwickelt. Sein "Maxim Silencer" wurde 1909 patentiert und ermöglichte es, den Schussknall erheblich zu reduzieren. Damals lag der Fokus auf der Nutzung durch Jäger, um Wild nicht zu verscheuchen. Im Ersten Weltkrieg experimentierten einige Armeen mit Schalldämpfern, aber es war im Zweiten Weltkrieg, dass Schalldämpfer vermehrt Einzug in den militärischen Bereich hielten, insbesondere für Spezialoperationen. Im Kalten Krieg erhielten Schalldämpfer für Geheimoperationen eine noch bedeutendere Rolle.

Technische Funktionsweise: Ein Schalldämpfer arbeitet nach dem Prinzip, die heißen und schnellen Gase, die beim Abfeuern der Waffe entstehen, zu verlangsamen und abzukühlen, bevor sie den Schalldämpfer verlassen. Dies geschieht klassisch durch eine Serie von Kammern und Baffle-Systemen im Inneren des Dämpfers, die die Geschwindigkeit der Gase reduzieren und den Schalldruck mindern. Dadurch wird der charakteristische Schussknall abgeschwächt. Schalldämpfer sind jedoch nicht in der Lage, das Geschossgeräusch bei Überschallmunition zu eliminieren, weshalb oft auch spezielle Unterschallmunition verwendet wird.

Grundsätzlich lassen sich die Geräuschemissionen bei der Schussabgabe in drei Kategorien einteilen:

  1. Mündungsknall: Entsteht durch das Entweichen expandierender heißer und schneller Gase.

  2. Geschossknall: Entsteht beim Durchbrechen der Schallmauer durch das Geschoss selbst.

  3. Mechanische Geräusche: Diese entstehen z.B. durch den Selbstlademechanismus bei halbautomatischen Waffen.

Schalldämpfer selbst sind geeignet, den Mündungsknall zu reduzieren. Einfluss auf den Geschossknall oder die mechanischen Geräusche der Waffe haben Schalldämpfer nicht. Integraldämpfer in Verbindung mit gebohrten Läufen, wie z.B. bei der B&T APC9 SD, haben in diesem Zusammenhang eine Sonderstellung. Während der Schalldämpfer alleine den Geschossknall bei Überschallmunition nicht verhindern kann, bremst das System aus Schalldämpfer und Entlastungsbohrungen im Lauf die Geschwindigkeit der Munition von Überschall- auf Unterschallgeschwindigkeit ab. Dadurch entfällt der Geschossknall auch bei der Verwendung von Überschallmunition. Somit ist bei der Verwendung derartiger Spezialsysteme kein Munitionswechsel von Überschallmunition auf Unterschallmunition erforderlich, um die maximale Dämpferleistung zu gewährleisten. Dies hat Vorteile bei der Logistik, aber auch bei der Zuverlässigkeit des Systems. Gerade bei der Verwendung von halbautomatischen Systemen ist die störungsfreie Funktion von einem passenden Verhältnis von Gasdruck, Impulsenergie und Federkraft abhängig. Sowohl die verwendete Munition als auch die Verwendung von Schalldämpfern haben Einfluss auf den systeminternen Gasdruck. Zum störungsfreien Betrieb von halbautomatischen Waffen muss der Gasdruck jedoch innerhalb der (waffenabhängigen) Toleranzen liegen. Moderne Waffensysteme bieten zur Anpassung an verschiedene Nutzungsszenarien eine verstellbare Gasabnahme, die es ermöglicht, den Arbeitsdruck des Systems zu regulieren.

Zusätzlich sind seit einigen Jahren Schalldämpfer mit deutlich reduziertem Einfluss auf den Gasdruck entwickelt worden. Die RBS (Reduced Back Pressure Suppressor) Schalldämpfer z.B., entwickelt 2019 durch B&T, reduzieren den durch Schalldämpfer verursachten Gasrückstau, was den Einfluss auf die Waffenfunktion und nebenbei auch die Belastung von Waffe und Schützen reduziert. Ziel dieser Anpassungen ist es, einen Arbeitsdruck herzustellen, der innerhalb der Herstellerspezifikationen liegt. Ein dediziertes System wie die B&T APC9 SD kann von vornherein entsprechend eingestellt werden. Dadurch entfällt einiges an Fehlerpotenzial. Da das System mit herkömmlicher Überschallmunition auskommt, die ggf. auch schon in der Kurzwaffe verwendet wird, ist keine Anpassung erforderlich. Das System ist auf die Verwendung entsprechend abgestimmt und eliminiert konstruktionsbedingt den Geschossknall. Alternativ müssen bei herkömmlichen Systemen durch den Nutzer funktionierende Einstellungen passend zuum Setup und Munitionsart selbst vorgenommen werden. Bei modernen Schalldämpfern mit RBS-System ist häufig keine Anpassung an der Gasabnahme erforderlich.

Es gilt jedoch zu beachten, dass Überdruck die Funktion einer Waffe erst spät beeinflusst. Jeder Überdruck außerhalb der Spezifikationen erhöht jedoch die Belastung des Systems, was teilweise gravierende Auswirkungen auf die Haltbarkeit und damit auch die Zuverlässigkeit des Systems haben kann.

Unabhängig von der Munitionswahl und der Verwendung von Schalldämpfern sind die mechanischen Geräusche bei der Schussabgabe. Diese sind allein der Funktionsweise des Systems geschuldet, wie z.B. die mechanischen Geräusche des Verschlusses beim Repetiervorgang. Ein Halbautomat, wie z.B. die B&T APC300, wird daher immer eine höhere Geräuschkulisse bieten als eine SPR300 mit manuellem Repetiervorgang. Es gibt jedoch auch in dieser Kategorie Speziallösungen. Ein Beispiel hierfür ist die H&K MK23 Pistole, die in einer frühen Versuchskonfiguration für das US SOCOM mit einem Druckknopf ausgestattet war, der den Verschluss verriegelt hat. So konnte im Bedarfsfall die mechanische Geräuschemission des Verschlusses vermieden werden, allerdings war die halbautomatische Funktion in dieser Einstellung nicht mehr gegeben. Ein aktuelles Beispiel ist die SIX-Serie von B&T: eine schallgedämpfte Repetierpistole mit Entlastungsbohrungen im Lauf. Sie dämpft alle drei Geräuschquellen bei der Schussabgabe und wurde ursprünglich für Veterinäre entwickelt, wird heute jedoch auch von Jägern und Spezialkräften verwendet.

Exkurs: Munitionsarten und Schalldämpferkompatibilität Nicht alle am Markt befindlichen Munitionsarten sind gleichermaßen geeignet, um mit Schalldämpfern genutzt zu werden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Beispielsweise kann es zu unkontrollierter Energieentfaltung kommen, wenn eine Hülse mit zu wenig Treibmittel geladen ist (z.B. zur Reduzierung der Geschossgeschwindigkeit), sodass zu viel freier Raum in der Hülse existiert. Andere Geschosse benötigen geradezu Überschallgeschwindigkeit für ein stabiles Flugverhalten. Soll lediglich die Signatur des Schussknalls gedämpft werden gibt es natürlich deutlich weniger Anforderungen an die Munitionswahl. Bei der Wahl des passenden Systems aus Waffe, Dämpfer und Kaliber muss die für die geplante Anwendung erforderliche Energie im Ziel beachtet werden. Eine .22 aus einem Repetierer mit Schalldämpfer ist z.B. extrem leise, hat jedoch eine begrenzte kinetische Energie aufgrund der begrenzten Geschossmasse. Da für ein leises Ergebnis alle drei Faktoren, also Mündungsknall, Geschossknall und mechanische Geräusche gedämpft werden müssen ist die Geschwindigkeit des Geschosses auf < 343 m/s begrenzt (unterschall). Da gilt: e=m*v² bleibt zur Energiesteuerung nur das Geschossgewicht übrig.. Häufig verwendete Kaliber sind .22 lfb, .45 ACP, .300 BLK, 8.6 BLK sowie jagdlich die 8x57 IS und die .308 Win. (auch und gerade wegen der Kompatibilität dieser Kaliber mit verhältnismäßig kurzen Läufen)

Weitere Eigenschaften von Schalldämpfern

  1. Mündungsfeuer: Entsteht durch unverbranntes Pulver und brennbare Gase, die beim Verlassen der Mündung mit Sauerstoff in Kontakt kommen und verbrennen. Das Mündungsfeuer wird bauartbedingt durch die Verwendung von Schalldämpfern reduziert.

  2. Geschosstabilisierung: Beim Verlassen der Mündung wird das Geschoss von Gasen überholt. Dabei kann das Geschoss destabilisiert werden, was der Präzision schadet. Durch das Abbremsen der Gase im Schalldämpfer wird dieser Einfluss verringert, was positiven Einfluss auf die Präzision haben kann. Zudem wird durch das zusätzliche Laufgewicht des Schalldämpfers die Schwingung des Laufs reduziert, was ebenfalls eine Verbesserung der Präzision bewirken kann – allerdings kann dies auch zu einer (kostanten) Treffpunktverlagerung führen.

Einfluss auf Polizei und Militär: Schalldämpfer finden in Polizeieinheiten vor allem bei Spezialeinheiten Anwendung, bei denen es auf unauffällige und präzise Einsätze ankommt. Im Militär werden Schalldämpfer hauptsächlich von Spezialeinheiten verwendet, um verdeckte Operationen durchzuführen und die Überlebensfähigkeit der Soldaten zu erhöhen. Auf modernen Schalchtfälder ist auch eine zunehmende Verbreitung im Bereich regulärer Infanterie wahrzunehmen. Sie tragen dazu bei, die Position des Schützen zu verschleiern und den Gegner zu überraschen.

Einfluss auf die Jagd: Bei der Jagd werden Schalldämpfer vor allem zur Reduzierung der Lärmbelästigung verwendet. In vielen Ländern Europas sind sie daher für Jäger legal und sogar empfohlen, da sie das Gehör des Jägers schützen und das Wild weniger aufschrecken. Dies ist besonders wichtig in dicht besiedelten Regionen, um Konflikte zwischen Jägern und Anwohnern zu minimieren. Schalldämpfer tragen somit nicht nur zum Gehörschutz, sondern auch zu einem nachhaltigeren Jagderlebnis bei.

Schlussfolgerung: Die Entwicklung und Verwendung von Schalldämpfern für Schusswaffen haben sich über die Jahrzehnte stark verändert. Sie wurden von einfachen Hilfsmitteln für Jäger zu wichtigen Werkzeugen für verdeckte militärische und polizeiliche Operationen. Ihre technische Komplexität hat sich ständig weiterentwickelt, um den Anforderungen der verschiedenen Nutzergruppen gerecht zu werden. Trotz einiger Missverständnisse über ihre Verwendung sind Schalldämpfer sowohl für den Schutz des Gehörs als auch zur Verbesserung der taktischen Effizienz ein wertvolles Werkzeug.

Ausblick: Die Schalldämpferentwicklung ist nicht abgeschlossen. Angeheizt durch zunehmende Nutzerzahlen, die Erschließung neuer Materialien für Schalldämpfer und weiterentwickelte Herstellungsverfahren wie den Metalldruck, werden etablierte Systeme stetig weiterentwickelt. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren technologischen Fortschritte die Schalldämpfer zukünftig effizienter und nutzerfreundlicher machen.


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