Kurz: Die NATO- Schiene, oder auch „NAR“ für Nato Accessory Rail, ist die abwärtskompatible Weiterentwicklung der Picatinny- Schiene mit engeren Toleranzen für eine wiederholgenauere Montage von Zubehörteilen.
Einleitung
Die rasanten Entwicklungen in der Waffentechnologie haben nicht nur die Waffensysteme selbst verändert, sondern auch die Art und Weise, wie Zubehör montiert wird. Die Picatinny-Schiene und die NATO-Schiene sind zwei zentrale Montagesysteme, die in der modernen Waffenentwicklung eine entscheidende Rolle spielen. Dieser Blogbeitrag bietet eine wissenschaftlich fundierte Übersicht über die Spezifikationen, Unterschiede und Einsatzmöglichkeiten dieser beiden Standards. Anhand von Anwendungsbeispielen bei B&T-Waffen wird die praktische Relevanz verdeutlicht.
Picatinny-Schiene (MIL-STD-1913)
Die Picatinny-Schiene wurde entwickelt, um eine standardisierte und präzise Montage von Zubehörteilen wie Visiereinrichtungen, taktischen Lichtern oder Zweibeinen zu ermöglichen. Sie wurde erstmals 1995 im Rahmen der US-amerikanischen Militärnorm MIL-STD-1913 standardisiert und später in die NATO-Norm STANAG 2324 übernommen.
Technische Spezifikationen:
- Breite der Schiene: 15,67 mm (0,617″)
- Breite des Schienenkopfs: 21,20 mm (0,835″)
- Quernutenbreite: 5,28 mm (0,208″)
- Mitte-zu-Mitte-Abstand der Quernuten: 10,01 mm (0,394″)
- Form: T-förmiger Querschnitt mit rechteckigen Quernuten
Die präzise Fertigung sorgt für eine stabile und wiederholgenaue Montage von Zubehör. Die Schiene ist auf großkalibrigen Gewehren ebenso zu finden wie auf Sturmgewehren, Pistolen oder taktischen Waffen.
NATO-Schiene (STANAG 4694, NAR- Schiene))
Die NATO-Schiene, eingeführt 2009, ist eine Weiterentwicklung der Picatinny-Schiene, mit der sie vollständig kompatibel ist. Ihr Ziel ist eine höhere Präzision bei der Wiederholmontage und reduzierte Fertigungstoleranzen.
Technische Verbesserungen:
- Metrische Maße: Die NATO-Schiene verwendet metrische Spezifikationen für einfachere Fertigung und internationalen Einsatz.
- Geradheitstoleranz: Um 50 % reduzierte Toleranzen für verbesserte Präzision.
- Optimierte Klemmflächen: Höhere Wiederholpräzision durch bessere Referenzflächen.
Die NATO-Schiene findet sich bereits bei modernen Militärwaffen wie dem HK G28 oder dem B&T APC223 Pro, die durch diese Optimierungen eine noch präzisere Montage von Zubehör ermöglichen.
Anwendungsbeispiele bei B&T-Waffen
- B&T APC9 Pro:
Ausgestattet mit NAR-Schienen an der Oberseite und wahlweise an der Handguard, erlaubt diese Maschinenpistole die flexible Montage von Rotpunktvisieren, Lasermodulen und Zweibeinen. Die Präzision und Modularität machen sie ideal für Spezialeinheiten. - B&T SPR300 Pro:
Dieses Scharfschützengewehr nutzt NATO-Schienen, um eine präzise und wiederholgenaue Montage von Zielfernrohren zu gewährleisten. Die Vorteile der NATO-Schiene kommen bei häufiger Wechselmontage voll zum Tragen. - B&T GHM9:
Mit mehreren NAR-Schienenoptionen ausgestattet, bietet die GHM9 maximale Flexibilität für taktische Lichtmodule oder optische Aufsätze.
Fazit
Die Wahl zwischen Picatinny- und NATO-Schiene hängt von den Anforderungen der Nutzer ab. Während die Picatinny-Schiene bewährte Vielseitigkeit und Verfügbarkeit bietet, punktet die NATO-Schiene mit Präzision und Innovation. Beide Systeme sind entscheidend für die moderne Waffenindustrie und werden durch Hersteller wie B&T effektiv integriert, um den Bedürfnissen von Militär, Polizei und Zivilisten gerecht zu werden.